Bevor wir in die Vergangenheit gehen, hier ein kurzer Augenblicksstatus in 2019/2020. 100 Jahre und (k)ein bisschen weise, so kann man den SPD Ortsverein Grafing auch charakterisieren. Stolze 100 Jahre ist er alt und die Festschrift (wieder Dieter Pauling) bringt einen hervorragenden Rück- und Überblick über das Erreichte, zeigt aber auch auf, welche Anstrengungen die "alte Dame" SPD in Grafing noch vor sich hat. Die Festschrift finden Sie hier [KdeM].
Festschrift 100 Jahre SPD Grafing (PDF, 3,36 MB)
Lassen wir jetzt Dieter Pauling weiter zu Wort kommen:
1919
Als der Chronist im Jahr 1986 im Staatsarchiv in München nach den Ursprüngen des SPD-Ortsvereins Grafing suchte, fand er zwar die Gründungsurkunde des SPD-Ortsvereins Kirchseeon vom November 1903, von der SPD Grafing aber nur die Urkunde vom 11.3.1933 über die Selbstauflösung des Ortsvereins. Es war daher Zufall und Glück, dass er im selben Jahr von den Nachfahren eines Grafingers dessen schriftliche Aufzeichnungen über die Anfänge der Grafinger SPD in den Jahren ab 1919 in Ablichtung erhielt.
Martin Pletzer jun., Jahrgang 1901, erlebte Ostern 1919 als 18-jähriger den unter dramatischen Umständen gescheiterten Versuch seines Vaters Martin Pletzer sen. erstmalig in Grafing, mit Hilfe der Münchener SPD eine sozialdemokratische Gruppe zu bilden. Ab März 1919 hatte sich der damals 52-jährige bemüht, eine Werbe- und Gründungsversammlung zustande zu bringen. Diese wurde schließlich auf Ostermontag (21.4.1919) festgelegt und durch Plakate bekanntgemacht. Zu diesem Zeitpunkt – am 7.4.1919 war in München die Räterepublik ausgerufen worden, Landtag und Regierung unter dem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Hoffmann waren nach Bamberg geflohen – herrschten auch in Grafing chaotische politische Verhältnisse. Im überfüllten Heckerkeller hatte die Gründungsversammlung mit der Ansprache des von Pletzer sen. gewonnenen Redners bereits begonnen. Es waren aber zwischenzeitlich 2 Lastwagen mit Soldaten und roter Fahne in Grafing angekommen. Man wollte bei Geschäftsleuten nach zurückgehaltenen Lebens- und Genussmitteln suchen, um sie zu beschlagnahmen. Nach dem Bericht von Martin Petzer jun. erschien ein Soldat in der Versammlung, drängte sich ans Rednerpult und forderte den Versammlungsleiter Pletzer zum Mitkommen auf, weil man zur Kontrolle der beabsichtigten Maßnahmen einen Vertreter der Arbeiter und Bauern brauche. Pletzer habe sich schließlich gezwungen gesehen, diesem Begehren in Begleitung eines anwesenden Landwirts nachzukommen und die Versammlung zu verlassen. Es war wohl aufgrund dieser Vorkommnisse, dass die Versammlung am Ende ergebnislos verlief. Martin Pletzer sen. wurde bald da-rauf – nachdem sich überall auf dem Lande, so auch in Grafing, Heimwehren zur Bekämpfung der Räterepublik gebildet hatten – für mehrere Tage verhaftet. Wie Martin Pletzer jun. von der aufgeheizten Atmosphäre in Grafing und Umgebung berichtet, habe man alsbald danach auf seinen Vater geschossen und ihn in einem weiteren Fall im Wald bedroht. Die 1906 geborene Maria Kainz (Geburtsname Kern), Tochter der Vermieter der Familie Pletzer, deren schriftliche Notizen über die damaligen Umstände sich ebenfalls im Besitz der Pletzernachfahren befanden, schreibt hierzu: Ich kann mich natürlich erinnern, daß Vater Martin Pletzer ein absoluter Vertreter seiner Gesinnung war, der Grundeinstellung, Auflehnung gegen die Unterdrückung des Arbeiters. Aber ich kann beteuern, er war kein Randalierer u. er war bestimmt nicht darüber glücklich, daß er beim Ausräumen des Arnoldhauses so persönlich auftreten mußte. Er legte niemand was im Weg war eigentlich ein ruhiger Mensch als Mieter.
1920
Vor seinen Aufzeichnungen aus dem Herbst 1963 hatte Martin Pletzer jun. bereits einen Stimmungsbericht in Sütterlinschrift über den Werdegang der Arbeiterbewegung in der Marktgemeinde Grafing niedergelegt. Aus diesem Bericht ergibt sich, dass die am Ostermontag des Jahres 1919 gescheiterte Gründung eines Ortsvereins der SPD in Grafing im folgenden Jahr doch noch Erfolg hatte.
Martin Pletzer schreibt: Die Kulturarbeiten im Bereiche von Grafing förderten auch Anfang 1920 die Gründung einer Ortsgruppe der Gewerkschaft (Brauarbeiterverband) u. später einer sozialdemokratischen Ortsgruppe. Die wenigen Parteianhänger beschränkten sich auf Werbung für die Wahlen und Zusammenkünfte der Mitglieder… Die soz.dem. Ortsgruppe löste sich 1925 wieder auf, das Betätigungsfeld war zu eng begrenzt, auch fehlte eine führende Kraft die den Zusammenhalt besser gefördert hätte.
Die erstmalige Gründung eines SPD-Ortsvereins in Grafing im Jahr 1920 durch seinen Großvater Martin Pletzer sen. und dessen Funktion als erster Ortsvorsitzender der SPD Grafing bestätigt auch dessen Enkel Dr. Gerhard Pletzer, der sich an entsprechende Berichte des Großvaters – seinerzeit Braugeselle beim Wildbräu – erinnert. Zur Gründung hätten insbesondere die Kolbermoorer Genossen Hilfe geleistet.
1925
Man kann mit Recht davon ausgehen, dass im Markt Grafing zunächst in der Zeit von 1920 bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1925 eine sozialdemokratische Ortsgruppe bestanden hatte.
1928
Hierzu passt die schriftlich belegte Neugründung des Ortsvereins im Sommer 1928. Das Bezirksamt Ebersberg teilt im Halbmonatsbericht vom 14. August 1928 dem Präsidium der Regierung von Oberbayern mit, dass in Grafing ein sozialdemokratischer Verein neu gegründet wurde.
Auszug aus dem von Stadtarchivar Bernhard Schäfer zur Verfügung gestellten Halbmonatsbericht des Bezirksamts Ebersberg vom 14.8.1928:
Auch Martin Pletzer jun. bestätigt die Neugründung des Jahres 1928. Er schreibt: Im Jahr 1928 wurde in Grafing wieder eine sozialdemokratische Ortsgruppe gebildet. Zwei Postbeamte, die von München nach Grafing versetzt waren, bildeten den Kern dieses Ortsvereins. Die Mitgliedschaft wuchs schnell an, es wurden öffentliche Versammlungen abgehalten, in denen der Bevölkerung die Vorteile der Demokratie sowie die Folgen einer Machtergreifung Hitlers vor Augen geführt wurden. Bei den Gemeindewahlen konnten sogar einige Vertreter der Partei in das Rathaus einziehen. Die Arbeiterschaft konnte sich erstmals frei zu einer Partei bekennen die ihre Interessen vertrat. Im gleichen Jahr blühte auch die Gewerkschaft der Brauarbeiter wieder auf, auch eine Radsportgruppe des Arbeiter Rad u. Kraft-fahrbundes „Solidarität“ wurde gebildet. Aus den Aufzeichnungen von Martin Pletzer jun.:
Die Gründungsversammlung des (damals) der SPD nahestehenden Radfahrervereins Solidarität fand nach den Unterlagen, die der Rad u. Kraftfahrerbund Solidarität Grafing freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, am 22. September 1928 statt. Dem Verein traten 14 Mitglieder bei. Vorstand wurde der Bahnschlosser Heinrich Pongratz, Schriftführer der Hilfsarbeiter Heinrich Baumann, Kassier der Hilfsarbeiter Martin Pletzer (wohl Martin Pletzer jun.), Revisor der Hilfsarbeiter Anton Brandner sowie Fachwart der Hilfsarbeiter Johann Pletzer. Ortsvorsitzender der SPD in Grafing wurde 1928 bis zur Selbstauflösung des Ortsvereins im März 1933 nach den vorliegenden Erkenntnissen der Telegrafenwerkmeister Ludwig Spanner. Darauf hin weist einmal das von ihm unterzeichneten Schreiben des Ortsvereins vom 17.10.1929 an den Bürgermeister der Marktgemeinde (Saissrainer) mit der Mitteilung, dass eine Beteiligung der SPD an einer Einheitsliste zu den Gemeinderatswahlen nicht mehr in Frage komme. Zum anderen hat er auch das die Auflösung des Ortsvereins dokumentierende Schriftstück vom 11.3.1933 an erster Stelle unterschrieben. Schließlich spricht Martin Pletzer jun. von zwei nach Grafing versetzten Postbeamten, die Telegrafenamtsbedienstete gewesen sein dürften, als dem Kern des Ortsvereins.
1929
Bei der Gemeindewahl vom 8.12.1929 trat die SPD im Markt Grafing und in Öxing an:
Ergebnis in Grafing:
Die SPD erhielt damit einen von 12 Sitzen im Gemeinderat. Gewählt war mit 225 Stimmen Andreas Baumann, Bahngehilfe aus Grafing. Nach dem amtlichen Wahlergebnis auf den nachfolgenden Ersatzplätzen für die SPD waren der Telegrafen-Werkmeister Ludwig Spanner und der Brauer Georg Lohmair
Wahlniederschrift vom 8.12.1929.
Gemeinewahl in Öxing:
Die SPD und die Vereinigung Öxing-Grafing hatten ihre Wahlvorschläge verbunden. Die SPD erhielt einen Sitz von 9 Sitzen.
Gewählt war Ferdinand Paintner, Postassistent, Ersatzmann war der Schäffler Erhard Maier
Wahlniederschrift vom 8.12.1929
1933
Im Jahr 1933 überschlägt sich die Entwicklung und besiegelt auch das Schicksal der Grafinger SPD. Am 30.01.1933 hatte Reichspräsident Hindenburg Hitler zum Reichskanzler ernannt. Am 28.02.1933 erging die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat (Reichstagsbrandverordnung) – später „Rechtsgrundlage“ für das Verbot der SPD mit Verfügung des Reichsinnenministers Frick vom 22.6.1933
Die Neuwahl des Reichstags am 5.3.1933 brachte in Grafing und Öxing folgende Ergebnisse (Grafinger Zeitung vom 7.3.1933):
Insgesamt abgeben:
NSDAP:
SPD:
KPD:
Kampffront Schwarz-Weiß-Rot:
Bayerische Volkspartei:
Bayerischer Bauern- und Mittelstandsbund:
Die aufgeheizte politische Stimmung führte am 11.03.1933 dazu, dass der Ortsverein Grafing der SPD dem Bezirkssekretariat der SPD (Bezirk Oberbayern Schwaben) die Auflösung der Ortsgruppe Grafing mitteilte, wovon das Bezirksamt Ebersberg eine Abschrift erhielt: Aufgrund der politischen Verhältnisse u. ihren Auswirkungen sehen wir uns veranlaßt mit dem heutigen unseren Austritt aus der Partei zu vollziehen, der gleichbedeutend ist mit der Auflösung der Ortsgruppe Grafing. Ferner verfügen wir, uns keinerlei Schriftstücke zu zusenden, weil solche nicht mehr angenommen werden – unterzeichnet von T Wm. (Telegrafenwerkmeister) Ludwig Spanner und T. WF (Telegrafenwerkführer ?) Hans Miller.
Die weitere politische Entwicklung im März 1933 zeigt, dass die Selbstauflösung des Ortsvereins keine freie Entscheidung war, sondern in vorausschauender berechtigter Furcht vor dem Kommenden geschah. Am 23.03.1933 wurde – allein die SPD stimmte dagegen – das Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich (Ermächtigungsgesetz) verabschiedet. Kurz darauf am 31.03.1933 kam es zum vorläufigen Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich dessen § 12 anordnete: (1) Die gemeindlichen Selbstverwaltungskörper (… Gemeinderäte usw.), …, werden hiermit aufgelöst. Sie werden neugebildet nach der Zahl der gültigen Stimmen, die bei der Wahl zur Deutschen Reichstag am 5.3.1933 im Gebiet der Wahlkörperschaft abgegeben worden sind. Dabei bleiben Stimmen unberücksichtigt, die auf Wahlvorschläge der Kommunistischen Partei … entfallen sind, … (zit. nach document-Archiv.de – Stand: 3.2.2004) Es folgte die Weisung des Bezirksamts Ebersberg vom 3.4.1933 an die Gemeinden zur Durchsetzung des Betätigungsverbot des Bayer. Staatsministeriums des Inneren vom 29.3.1933 für jede Form von Organisationen, deren Mitglieder, insbesondere leitende Kräfte der marxistischen Weltanschauung nahestehen (z.B. Radfahrerbund Solidarität, Naturfreundeverein usw.). Darauf erklärte der Vorstand der Ortsgruppe des Arbeiter-Rad u. Kraftfahrerverbundes Solidarität am 09.04.1933 seinen Rück-tritt und seinen Austritt aus der Ortsgruppe des Arbeiter-Rad u. Kraftfahrerverbundes Solidarität. Die Ortsgruppe löste sich Mitte April auf, die Vereinsstandarte wurde polizeilich beschlagnahmt – Unterlagen des Rad u. Kraftfahrer Bundes Solidarität in Grafing. Am 22.04.1933 – offenbar existierte die SPD-Ortsgruppe in Öxing noch – stellte der Wahlausschuss Öxing fest, dass – vgl. Gesetz vom 31.3.1933 – auf die NSDAP 4 Sitze, auf die Bayerische Volkspartei 3 Sitze und auf die SPD 1 Sitz gefallen sind. Als Gemeinderatsmitglied für die SPD wird Georg Mendl jun. genannt. Das endgültige Ende für die SPD bedeutete das reichsweites Verbot der SPD durch Reichsinnenminister Frick vom 22.06.1933 unter Zuhilfenahme der Verordnung vom 28.2.1933 (Reichstagsbrandverordnung) – Anlass war ein Aufruf der Prager Exilführung der SPD zum Sturz Hitlers, was als hoch- und landesverräterische Unternehmung gegen Deutschland bezeichnet wurde. Die SPD wurde zur staats- und volksfeindlichen Partei erklärt. Die Mandatsträger der SPD wurden von der weiteren Ausübung ihrer Mandate ausgeschlossen. Propagandistische Betätigung von Sozialdemokraten war nicht mehr erlaubt. Das Vermögen der SPD und der ihr angeschlossenen Organisationen wurde beschlagnahmt und die weitere Zugehörigkeit von SPD-Mitgliedern zum Öffentlichen Dienst untersagt – nach Friedrich-Ebert-Stiftung: Archiv der sozialen Demokratie, www.fes.de/archiv und www.wissen.de. In Konsequenz des Verbots erklärte die Verordnung des Reichministers des Inneren Frick vom 7.7.1933 die Zuteilung von Sitzen auf Wahlvorschläge der SPD für die ge-meindlichen Selbstverwaltungskörper für unwirksam. Im Jahr 1933, und zwar mit Wirkung ab 1. August, endete auch die Eigenständigkeit von Öxing. Es wurde mit Entschließung des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren vom 31.7.1933 nach Grafing eingemeindet – siehe Bernhard Schäfer „Grafing und Umgebung“, Kapitel 8 S. 263.
1946
Am 1. Januar 1946 gründete sich die SPD in Grafing neu. Ein entsprechendes Schreiben des Ortsausschusses Markt Grafing der SPD vom 2.1.1946 an den Bürgermeister der Marktgemeinde wurde von Johann Pletzer, A. Fröhler und Jacob Knödl unterzeichnet. Beim letzteren handelte es sich um den Wirt des Heckerbräus am Markplatz. Nachdem der Chronist 1970 zur Grafinger SPD gekommen war, war es noch jahrelang üblich, dass die alten Mitglieder, wenn sie diese Gaststätte besuchen wollten, – für Uneingeweihte wie den Chronisten unverständlich – davon sprachen: Gehen wir zum Knödl!
Schreiben vom 2.1.1946, zur Verfügung gestellt von Stadtarchivar Bernhard Schäfer:
Ortsvorsitzender des neugegründeten SPD-Ortsvereins wurde der Kaufmann Anton Fröhler, Leonhardstr. 2, wie sich aus einem Schreiben des Ortsvorsitzenden vom 23.1.1946 an den Bürgermeister der Marktgemeinde ergibt.
An den Gemeindewahlen vom 27.01.1946
nahm die neugegründete Grafinger SPD teil. Für den Gemeinderat kandidierten:
Die SPD erhielt 3 von 12 Gemeinderatssitzen. Gewählt waren Anton Fröhler, Georg Baumann und Jakob Knödl. Die restlichen 9 Sitze gingen an die CSU.
1948
Die nächsten Gemeindewahlen fanden aufgrund geänderter Gesetzeslage bereits am 25.04.1948 statt.
Bei der Gemeinderatswahl, für die in Grafing 2792 Personen wahlberechtigt waren, trat die SPD mit folgenden Kandidaten an:
Anton Fröhler, * 7(9?).3.1909, Kaufmann, Leonhardstr. 2, der zugleich als Bürgermeister kandidierte,
Bemerkenswert an der Liste war, dass mit Paula Rohner erstmals, und zwar an 4. Stelle, eine Frau kandidierte. Anton Fröhler erhielt bei der Bürgermeisterwahl 529 von insgesamt 2012 gültigen Stimmen. Gewählt wurde der Bäckermeister Johann Schwaiger mit 1403 Stimmen. Die SPD erhielt 5 von 16 Gemeinderatssitzen.
Gewählt für 4 Jahre waren:
Anton Fröhler, Werner Schmidt, Jakob Knogler, Georg Baumann und Alois Langer.
6 Sitze gingen an die CSU und ebenfalls
5 Sitze an die Parteilose Wählergruppe Markt-Grafing.
1952
Bei der Gemeinderatswahl vom 30.03.1952 traten für die SPD folgende Kandidaten an:
* Georg Baumann, * 6.5.1896, Bahnbeamter, Ölkofener Str.,
* Jakob Knogler, * 22.4.1908, Holzaufkäufer, Griesstr.,
* Konrad Trindl, * 3.1.1923, Brauer, Rotter Str.,
* Paul Landerer, * 29.9.1926, Versicherungsangestellter, Rosenheimer Str.,
* Adolf Nather, * 13.12.1921, Sozialreferent, Wasserburger Str.,
* Hans Wögerbauer, * 17.12.1909 Bahnarbeiter, Giselastr.,
* Georg Pracher, * 23.5.1905, Gärtner, Mühlenstr.,
* Jakob Bayer, * 9.4.1898, Schreinermeister, Schießstätte.
Bei der Bürgermeisterwahl war der Bäckermeister Johann Schwaiger gemeinsamer Kandidat von CSU und SPD, gewählt wurde aber der Kandidat des BHE Franz X. Huber. Von den 16 Ratssitzen erhielt die SPD 2 mit Georg Baumann und Konrad Trindl. Die CSU bekam 5 Sitze, der BHE 3 Sitze und die Freie Wahlgemeinschaft 6 Sitze.
1953 Grafing wird Stadt. Im Rahmen Am 27.06.1953 überreichte der stellvertretende Ministerpräsident und bayerische Innenminister Dr. Wilhelm Hoegner (SPD) im Rahmen einer Festveranstaltung feierlich die Stadterhebungsurkunde an Bürgermeister Huber.
1956
Für die Stadtratswahl vom 18.03.1956 nominierte auch die SPD als Bürgermeisterkandidaten den amtierende Bürgermeister Franz Huber, der auch mit großer Mehrheit gewählt wurde. Von den 16 Sitzen im Stadtrat erhielt die SPD 4 Sitze mit Georg Baumann (wohl Ortsvorsitzender), Adolf Nather, Konrad Trindl und Paul Landerer. Die CSU bekam ebenfalls 4 Sitze, die Bayernpartei 2 Sitze, der Gesamtdeutsche Block/BHE 3 Sitze und die Parteilose Wählergruppe ebenfalls 3 Sitze.
1960
Bei der Gemeindewahl vom 27.03.1960 trat der Stadtinspektor Josef Schierl für die SPD als Bürgermeisterkandidat gegen den amtierenden Bürgermeister Huber an.
Josef Schierl erhielt bei der Bürgermeisterwahl 880, sein Gegenkandidat, der amtierende Bürgermeister Huber, 1986 gültige Stimmen. Von den 16 Stadtratssitzen fielen 5 auf die SPD mit Josef Schierl, Georg Baumann (damals Ortsvorsitzender der SPD), Adolf Nather, Georg Pracher und Friedrich Albrecht. Die CSU und die Parteilose Wählergruppe bekamen ebenfalls jeweils 5 Sitze, der Gesamtdeutsche Block/BHE bekam einen Sitz.
1966
Am 13.03.1966 fanden Gemeindewahlen statt. Für die SPD trat der städt. Verw.-Hauptsekretär Josef Obermeier gegen den späteren Landrat und damaligen Regierungsrat Hermann Beham als Bürgermeisterkandidat an. Er erhielt 55,76 % der gültigen Stimmen und gewann die Wahl mit 2222 gegen 1763 Stimmen. Die SPD stellte damit von 1966 bis 1972 den Bürgermeister.
Auch bei der Stadtratswahl erzielte die SPD einen beachtlichen Erfolg. Sie erhielt bei 39,953 % der gültigen Stimmen (6 Mandate). Die CSU kam nur auf 24,149 % (erhielt aber aufgrund einer Listenverbindung 5 Mandate), die Freie Wählergemeinschaft bekam 17,236 % (3 Mandate), der Unabhängige Wählerblock 13,919 % (2 Mandate). Die FDP blieb mit 4,743 % ohne Mandat. Die sechs Ratsmitglieder der SPD waren: Josef Schierl, Adolf Nather, Georg Pracher, Horst Rohloff, Dieter Heidrich und Johann Urgibl.
1972
Bei der Kommunalwahl vom 11.06.1972 trat der amtierende Bürgermeister Josef Obermeier (SPD) gegen den parteilosen Stadtamtmann (Stadtkämmerer) Alois Kleinmeier an, der von der CSU nominiert und von der ÜWG unterstützt wurde.
Der Wahlkampf, insbesondere um das Bürgermeisteramt, wurde mit großer Verbitterung und Polemik geführt. Die SPD verteilte zur Information der Bürger mindestens dreimal als Wahlkampfzeitung den rotgehefteten „Grafinger Brief“. Die ÜWG antwortete mindestens dreimal mit der Wahlkampfschrift „Der wahre Grafinger Brief“. Josef Obermeier führte seinen Bürgermeisterwahlkampf ohne enge Bindung an die Partei hauptsächlich selbst. Bei der Wahl unterlag er knapp mit 2226 Stimmen gegen 2314 Stimmen für Alois Kleinmeier (Ebersberger Zeitung vom 13.6.1972). Es hatten ihm tatsächlich nur 45 zusätzliche Stimmen zur Wiederwahl gefehlt.
Nie erzielte die SPD bei der Stadtratswahl ein besseres Ergebnis. Sie erhielt 40,65 % der Stimmen, die CSU 38,44 %. Beide Parteien bekamen jeweils 8 von 20 Ratssitzen, die ÜWG (18,09 %) errang 4 Sitze.
Da Josef Obermeier sein Stadtratsmandat nicht annahm, waren Horst Rohloff, Hans Urgibl, Josef Schierl, Marianne Stolper, Alfons Kracker, Brigitte Michaelis, Adolf Nather und Ludwig Haseitl gewählt. Nach dem Tod von Horst Rohloff am 14.8.1974 rückte Heinz Huber nach, der sein Mandat wegen beruflich bedingten Wegzugs im Jahr 1975 verlor. Für ihn kam Ludwig Steinhögl in den Stadtrat.
1978
Aufgrund der Gemeindegebietsreform war die Einwohnerzahl Grafings durch die Eingemeindung von Nettelkofen, Straußdorf und Elkhofen gestiegen. Bei der Kommunalwahl am 05.03.1978 ging es nun um die Vergabe von 24 Ratssitzen. Zugleich hatte sich – zum Nachteil der SPD – die ländlich-konservative Bevölkerungsstruktur deutlich verstärkt.
Die SPD trat gegen den amtierenden (parteilosen) Bürgermeister Kleinmeier, der zunächst von der ÜWG und danach auch von der CSU nominiert worden war, nicht mit einem eigenen Kandidaten an. Sie hatte erwogen und nach Rücksprache mit ihm auch schon angekündigt, den Bürgermeister ebenfalls als Kandidaten zu nominieren, unterließ dies aber, als er sich überraschend auch von der CSU aufstellen ließ. Alois Kleinmeier wurde jedenfalls mit sehr großer Mehrheit wieder gewählt.
Die SPD erhielt bei der Stadtratswahl 24,90 % der Stimmen und 6 von 24 Mandaten. Die CSU war auf 52,14 % (13 Sitze) und die ÜWG auf 19,69 % (5 Sitze) gekommen.
Für die SPD gewählt wurden:
Hans Urgibl, Josef Schierl, Alfons Kracker (Ortsvorsitzender), Marianne Stolper, Brigitte Michaelis und Udo Helmholz. Anfang Oktober 1981 gab Josef Schierl sein Mandat aus Gesundheitsgründen auf, für ihn rückte Dieter Pauling nach – Ebersberger Zeitung vom 3./4.10.1981 und 9.10.1981. Im November 1981 verlor Udo Helmholz sein Mandat, weil er mit Familie im Rahmen eines Lehreraustausches für ein Schuljahr nach Toulouse/Frankreich gezogen war. Für ihn rückte Ludwig Steinhögl nach – Wenninger-Heft Januar 1982.
1984
Die Kommunalwahlen fanden 18.03.1984 statt. Für das Bürgermeisteramt trat der Ortsvereinsvorsitzende Werner Lohmar als Kandidat der SPD gegen den amtierenden Bürgermeister Alois Kleinmeier (Kandidat von CSU und ÜWG) an. Dieser wurde mit großer Mehrheit wiedergewählt. Werner Lohmar konnte nur 23,12 % der gültigen Stimmen erlangen.
Die SPD kam bei der Stadtratswahl kam auf 26,10 % der Stimmen, die CSU auf 50,70 %, die ÜWG auf 18,04 % und die FDP auf 5,16 %. Damit erhielten die SPD 6 Sitze, die CSU 13 Sitze, die ÜWG 4 Sitze und die FDP einen Sitz. Für die SPD zogen in den Stadtrat: Johann Urgibl, Werner Lohmar, Udo Helmholz, Friedhelm Haenisch, Dieter Pauling und Karin Sykora. 1990 Bei der Gemeindewahl vom 18.03.1990 war Karin Sykora Bürgermeisterkandidatin der SPD. Sie kam gegen den amtierenden Bürgermeister Kleinmeier mit 31,21 % der gültigen Stimmen zu einem respektablen Ergebnis.
Die SPD errang 22.46 % der Stimmen und 6 Stadtratsmandate, die CSU mit 43,24 % 11 Mandate. Jeweils 3 Mandate mit 12,86 % bzw. 12,37 % bekamen die Grünen und die ÜWG. Ein Mandat erhielt die FDP (5,44 %). Für die SPD gelangten in den Stadtrat: Udo Helmholz, Karin Sykora, Johann Urgibl, Friedhelm Haenisch, Dieter Pauling und Hans-Werner Riedel (parteilos). In den Kreistag wurde Werner Lohmar gewählt.
1996
Das Ergebnis der Kommunalwahl vom 10.03.1996 stellte für die SPD in Grafing einen massiven Einschnitt dar. Die Partei verlor zugunsten der Grünen erheblich an kommunalpolitischem Gewicht.
Bürgermeisterkandidat war Hans Sykora. Er erzielte mit 12.49 % der Stimmen nur ein unbefriedigendes Ergebnis. Der Kandidat der Grünen, Max Maier, war mit 14,58 % der Stimmen erfolgreicher und der Kandidat der FDP, Heinrich Hölzle, blieb mit 11,06 % der Stimmen nur wenig hinter ihm zurück. Der CSU-Kandidat Rudolf Heiler siegte mit 61,87 % der Stimmen.
Für die SPD, die mit 13,23 % der Stimmen 3 Mandate erreichte, gelangten Hans Sykora, Gabriele Frischmuth, die es auch in den Kreistag schaffte, und Florian Haenisch in den Stadtrat. Die Grünen hatten mit 17,26 % der Stimmen und aufgrund der Listenverbindung mit der SPD 5 Stadtratssitze bekommen. Gabriele Frischmuth bat im Februar 1998 zunächst um Entbindung von ihrem Mandat, was der Stadtrat ablehnte. Kurze Zeit später zog sie von Grafing weg, so dass für sie Olaf Rautenberg nachrückte. Im April 1999 trat Florian Haenisch aus der SPD aus.
2002
Bei der Kommunalwahl am 03.03.2002 trat die SPD trat ohne Bürgermeister-kandidaten an.
Die SPD kam bei der Stadtratswahl auf 13,38 % der Stimmen und bekam wieder 3 Mandate. Die CSU erhielt mit 55,51 % 14 Sitze, die Grünen mit 15,19 % 4 Sitze, die ÜWG mit 14,40 % 3 Sitze (Eberberger Neueste Nachrichten vom 5.3.2002). In den Kreistag zog aus Grafing Meilin Soongswang ein (Ebersberger Zeitung v. 6.3.2002). In den Stadtrat gelangten Regina Offenwanger, Olaf Rautenberg und Hans Sykora.
Aufgrund des Wegzugs von Hans Sykora aus Grafing rückte Franz Frey (parteilos) im Oktober 2007 in den Stadtrat nach.
2008
Die Ortsvorsitzende Regina Offenwanger kandidierte bei der Kommunalwahl vom 02.03.2008 als Bürgermeisterkandidatin. Sie erhielt 18,05 % der Stimmen, der amtierende Bürgermeister Rudolf Heiler 61,31 % und der Kandidat der Grünen, Heinz Fröhlich, 20,64 %.
Die SPD erreichte bei der Stadtratswahl 14,31 % der Stimmen und errang – aufgrund der Listenverbindung mit den Grünen – 4 Mandate. Die CSU bekam mit 46,76 % 12 Sitze, die Grünen mit 21,09 % 5 Sitze, die ÜWG mit 15,01 % (ohne Listenverbindung) 3 Sitze. In den Stadtrat zogen Regina Offenwanger, Franz Frey (parteilos), Olaf Rautenberg und Lieselotte Rosin. In den Kreistag wurde kein Mitglied des Ortsvereins gewählt.
2014
Bei der Stadtratswahl ergibt sich folgendes Bild:
Stimmen nach Wahlvorschlag
WV-Nr/ Partei/ Stimmen/ Prozent/WV unveränd.
2020, die Kommunalwahl
Die Ergebnisse sind nicht berauschend.
https://okvote.osrz-akdb.de/OK.VOTE_OB/Wahl-2020-03-15/09175122/html5/index.html
Das ist der neue Grafinger Stadtrat
CSU: 1. Christian Bauer (5781 Stimmen LP 1), 2. Thomas Huber (5483, LP 2), 3. Max Graf von Rechberg (4999, LP 6), 4. Josef Rothmoser (3526, LP 4), 5. Josef Pollinger (3268, LP 12), 6. Florian Wieser (3146, LP 3), 7. Susanne Linhart (2965, LP 4), 8. Elli Huber (2762, LP 7), 9. Josef Fritz (2721, LP 18), Nachrücker Georg Schlechte.
Grüne: 1. Angelika Obermayr (5331, LP 1), 2. Johannes Oswald (3408, LP 4), 3. Hermann Maier (2940, LP 2), 4. Ottilie Eberl (2714, LP 17), 5. Roswitha Singer (2459, LP 3), 6. Keno Mayerhofer (2451, LP 6), 7. Josef Biesenberger (2366, LP 8), Nachrücker Uwe Peters.
SPD: 1. Christian Kerschner-Gehrling (1580, LP 1), 2. Regina Offenwanger (1318, LP 4).
FDP: 1. Claus Eimer 1394, LP 1).
FW: 1. Christian Einhellig (3113, LP 1), Josef Klinger (2242, LP 2), Veronika Oswald (1993, LP 3).
BP: Walter Schmidtke (957, LP 1).
Linke: Lena Huppertz (1106, LP1).
Unsere Chronik wird ständig überarbeitet und ergänzt